Die ältesten direkten Belege germanischer Sprachen sind Runeninschriften. Bevor die altgermanischen Einzelsprachen wie z.B. Althochdeutsch oder Altnordisch ungefähr ab dem 8. bzw. 11./12. Jahrhundert unserer Zeit im lateinischen Alphabet verschriftet werden, ist im ganzen Germanisch sprechenden Gebiet die Runenschrift in Gebrauch.
Nur wenige Personen sind aber mit dieser Schrift vertraut. Man nimmt an, dass es in der ältesten Zeit in den einzelnen Stämmen jeweils wenige Runenkundige gibt, die ihr Wissen an einen kleinen Kreis weitergeben. Auf dem Kontinent bricht die Verwendung der Runen nach Einführung des Christentums und der lateinischen Schrift ab.
Im Hauptüberlieferungsraum Skandinavien und auch in England werden Runen und lateinische Schrift während der Wikingerzeit parallel, teilweise aber für verschiedene Zwecke verwendet. Im Laufe des Mittelalters setzt sich jedoch das lateinische Alphabet durch.
Das Runenwissen bleibt Dank der angelsächsischen Mönche und einer vor allem alltäglichen Verwendung bis ins 18. Jahrhundert in Skandinavien erhalten. Ab dem frühen 19. Jahrhundert wird Forschung in der Runologie betrieben.
Das jüngere Fuþark, hier RÖK-Fuþark (ab ca. 700, Skandinavien).
Fuþorc (ab 7. Jahrhundert, angelsächsisches Gebiet)
Die ältesten direkten Belege germanischer Sprachen sind Runeninschriften. Bevor die altgermanischen Einzelsprachen wie z.B. Althochdeutsch oder Altnordisch ungefähr ab dem 8. bzw. 11./12. Jahrhundert unserer Zeit im lateinischen Alphabet verschriftet werden, ist im ganzen Germanisch sprechenden Gebiet die Runenschrift in Gebrauch.
Nur wenige Personen sind aber mit dieser Schrift vertraut. Man nimmt an, dass es in der ältesten Zeit in den einzelnen Stämmen jeweils wenige Runenkundige gibt, die ihr Wissen an einen kleinen Kreis weitergeben. Auf dem Kontinent bricht die Verwendung der Runen nach Einführung des Christentums und der lateinischen Schrift ab.
Im Hauptüberlieferungsraum Skandinavien und auch in England werden Runen und lateinische Schrift während der Wikingerzeit parallel, teilweise aber für verschiedene Zwecke verwendet. Im Laufe des Mittelalters setzt sich jedoch das lateinische Alphabet durch.
Das Runenwissen bleibt Dank der angelsächsischen Mönche und einer vor allem alltäglichen Verwendung bis ins 18. Jahrhundert in Skandinavien erhalten. Ab dem frühen 19. Jahrhundert wird Forschung in der Runologie betrieben.
Die Fundorte von Runeninschriften sind über das ganze ehemals Germanisch sprechende Gebiet (vgl. Karte) verteilt. Der Verwendungszeitraum erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte von etwa 200-1800 n. Chr. Die meisten Inschriften befinden sich in Schweden (ca. 3600 Inschriften), Norwegen (ca. 1600) und Dänemark (ca. 850). Weitere Fundorte mit mehreren Inschriften sind Island, Grönland (je 100), England (90), Deutschland (ca. 80), Orkneys (ca. 50), Färöer (ca. 10) und Irland (16). Insgesamt sind bis heute über 6500 Inschriften überliefert.
Die meisten Inschriften stammen aus der Wikingerzeit und sind auf Steinen angebracht. Eines der ältesten Runendenkmäler ist allerdings der Kamm von Vimose (Dänemark, ca. 160 n. Chr.) mit der Inschrift harja Harja(Männername). Die frühesten Inschriften (150-700 n. Chr.) sind meist auf Alltagsgegenständen wie Fibeln, Kämmen oder Waffen eingeritzt worden und enthalten kurze Wörter, meistens einzelne Namen. Die Inschriften auf Steinen sind umfangreicher und dienen vorwiegend als Gedenktafeln.
Die Sprache der ältesten Runeninschriften wird meist als «Urgermanisch» bezeichnet. Bei den jüngeren Inschriften (nach 700) handelt es sich gewöhnlich um die jeweilige regionale Sprache des Fundortes, z. B. Altnordisch oder Altenglisch.
Dank des Vergleichs der belegten altgermanischen sowie indoeuropäischen Sprachen können linguistische Erkenntnisse gewonnen werden, die zum Verständnis der Runeninschriften beitragen. Ausserdem sind in mittelalterlichen Manuskripten Runenreihen und -alphabete zusammen mit den entsprechenden lateinischen Zeichen überliefert. So können Lautwerte für die einzelnen Runenzeichen ermittelt und dadurch die Bedeutung einzelner Wörter verstanden werden. Die Übersetzung und das Verständnis vieler Inschriften bleiben aber nicht selten unklar, da das Korpus der Runeninschriften für einen grösseren Vergleich zu klein ist. Viele Wörter sind nur ein einziges Mal belegt (« Hapax legomenon»), so dass die Bedeutung von Wörtern und ganzen Inschriften nur fragmentarisch und oft auch nur hypothetisch bestimmt werden kann.
Infolge der Verbreitung des Christentums in Skandinavien sind ab dem 11. Jahrhundert auch Runeninschriften und Manuskriptrunen in lateinischer Sprache belegt. Auf kontinentalem Gebiet ist die Verwendung der Runen zugunsten des lateinischen Alphabets abgebrochen.
Steine sind die häufigsten runischen Inschriftenträger. Es handelt sich vorwiegend um Inschriften auf grossen, ortsfesten Steinbrocken oder Felsritzungen.
Steininschriften im älteren Fuþark kommen allerdings nur in Schweden und Norwegen vor, in der späteren Zeit gibt es auch welche in Dänemark, England und weiteren Orten. Im deutschen Sprachraum sind bisher keine Steininschriften gefunden worden.
Der häufigste Inschriftentyp auf ortsfesten Steinen lautet «A (=Personenname) errichtete den Stein für B (=Personenname)» oder «A ritzte/malte die Runen für B». Es handelt sich um Nameninschriften in der Funktion von Grab- und Gedenkinschriften. Längere Inschriften wie jene von Rök (Schweden), Stentoften (Schweden) oder Tune (Norwegen) sind eher selten.
Ab dem 11. Jahrhundert sind die Runen oft von Ornamentik umgeben oder sogar in ein Ornament (z.B. eine Schlange) hinein geschrieben.
Die ältesten Runeninschriften, wie auch das Gesamtkorpus der kontinentalgermanischen und ein Grossteil der angelsächsischen Inschriften sind auf losen Gegenständen wie Fibeln, Waffen, Gürtelteilen, Kämmen, Brakteaten usw. angebracht. Je nach Gegenstand unterscheiden sich die Materialien (Metall, Holz) und damit auch die Anbringungstechnik der Schrift (Gravur, Tauschierung).
Auch die Inhalte und Funktionen gestalten sich in dieser Inschriftengruppe uneinheitlich. Eine grosse Anzahl enthält einzelne Namen, wobei oft unklar ist, wen oder was diese Namen bezeichnen (Besitzer oder Besitzerin, Schenker oder Schenkerin, Ritzer oder Ritzerin, Hersteller oder Herstellerin, Bezeichnung des Gegenstands). Einige wenige enthalten eine längere Inschrift, die Inschrift auf der Gürtelschnalle von Pforzen ist gar in Versform geschrieben.
Im mittelalterlichen Handelszentrum Bergen (Norwegen) werden bei Ausgrabungen nach einem Brand 1955 hölzerne Runenstäbchen aus dem 13./14. Jahrhundert entdeckt, die eine alltägliche private runische Schriftlichkeit offenbaren.
Transliteration: frifridil dụ ḷftd/mi/u
(̣f = unsichere Lesung; i/u: alternative Lesung)
Deutung 1:
Transkription: Fri-Frīdil, Rest undeutbar
Übersetzung: 'Frifridil (Männername in Koseform)'
Deutung 2:
Transkription: Frifridil, du f(a)t(o) mik - ll
Übersetzung: 'Frifridil (oder: Heissgeliebter), umfasse (nimm) du mich - Lauch (= Gedeihen, Fruchtbarkeit)'
Die runischen Eintragungen in Manuskripten haben ihren Ursprung wohl im antiquarischen Interesse in angelsächsischen Klöstern und finden durch die Mission auf dem Kontinent auch da eine Verbreitung. Die Runen sind beispielsweise in wissenschaftliche Abhandlungen über die Sprachen der Welt integriert («De inventione litterarum»), dienen als Geheimschrift («Isruna-Traktat») oder sind Teil von Runengedichten (z.B. «Abecedarium Nordmannicum»).
In Skandinavien werden Runen selten in Manuskripten gebraucht, da die Verwendung des lateinischen Alphabets dafür vorbehalten ist und Runen epigraphisch verwendet werden. Eine berühmte Ausnahme bildet der «Codex Runicus», ein vollständig in Runen geschriebener Gesetzestext aus dem 13. Jahrhundert.
Erst in jüngerer Zeit werden in verschiedenen St. Galler Codices aus dem 9. Jahrhundert Runenglossen entdeckt. Sie sind mit einem Griffel farblos in das Pergament eingedrückt und übersetzen lateinische Lemmata ins Althochdeutsche. Diese bisher unbekannte Verwendung zeigt neue Perspektiven in der mittelalterlichen Runenverwendung auf.
In den Manuskripten sind zu den einzelnen Runen sogenannte Runennamen überliefert. Entsprechend der heutigen Praxis, jeden Buchstaben des Alphabets mit einem Frauen- oder Männernamen zu buchstabieren (A wie Anton, B wie Berta usw.), hat jedes Zeichen dem Lautwert entsprechend ein Wort zugeordnet. Die erste Rune beispielsweise wird mit feoh «Vieh, Besitz» bezeichnet. Ob die Runennamen schon von Anfang an in Gebrauch sind, ist umstritten. Es besteht die Annahme, dass die Namen eine Merkhilfe für das Erlernen des Fuþark gewesen sein könnten.
Umstritten ist ausserdem die magische Verwendung der Runen im Mittelalter. In der neuesten Forschung besteht Konsens darüber, dass Runen sowohl religiöse und magische als auch profane Funktion einnehmen können.
Sicher ist die sekundäre Verwendung des Runensystems für kryptographische Zwecke. Auf Grund der Einteilung des Fuþark in drei Gruppen (Ættir) zu fünf bis acht Zeichen wurden Geheimschriften entwickelt, die an unterschiedlichen Orten Verwendung finden.
An Mittelaltermärkten oder Ähnlichem stösst man heutzutage unweigerlich auf Runenschmuck und esoterische Runenorakel, in denen die Runen weiter Verwendung finden. Die fremden Zeichen, die Runennamen und die mögliche magische Verwendung schon im Mittelalter verleihen den Runen etwas Geheimnisvolles. Auch in modernen Jugendkulturen wie beispielsweise der sogenannten «Schwarzen Szene» sind Runen als Darstellungsmittel, z.B. für Signete, beliebt.
Während der Nazizeit werden die Runen auf Grund ihres germanischen Ursprungs in Deutschland verwendet. So wurde die s-Rune als Emblem für die SS eingesetzt. Auf Grund dieses Missbrauchs während des Nationalsozialismus haftet den Runen heutzutage ein Image an, das teilweise von rechtsextremen Gruppen bewusst aufgegriffen wird.