Das Staatsarchiv Graubünden

Staatsarchiv und Kantonsbibliothek Graubünden, Foto: Brigitte Aregger.

Einige Transkriptionsübungen in «Ad fontes» stammen aus dem Staatsarchiv Graubünden. Wenn du dich für die Geschichte dieses Kantons interessierst, ist es wichtig, dass Du Dich über die Archivlandschaft Graubündens informierst. Im Folgenden erfährst Du mehr über Aufgaben und Organisation des Staatsarchivs und der weiteren Archive im Kanton.

Der kleine Rat - offizieller Briefkopf der Regierung anfangs 19. Jh. bis anfangs 20. Jh.

Das Staatsarchiv ist das Archiv der Verwaltung und der Behörden des Kantons Graubünden sowie seiner Rechtsvorgänger, zu denen in erster Linie der Freistaat der Drei Bünde (1524-1803) gehört. 

Eine wertvolle Ergänzung der amtlichen Unterlagen bilden die zahlreichen Bestände privater Herkunft: Nachlässe einzelner Personen, Familien-, Firmen-, Verbands- und Vereinsarchive. Das im Staatsarchiv aufbewahrte Archivgut ist vielfältig: Es umfasst neben Textdokumenten auf Papier oder Pergament auch Pläne und Karten, Fotografie und audiovisuelles Material. Seit einigen Jahren gelangen auch digitale Unterlagen ins Staatsarchiv und ältere Bestände werden digital aufbereitet bzw. «retrodigitalisiert». Das Staatsarchiv kann rund 800 Jahre Geschichte mit authentischem Quellenmaterial dokumentieren. Das älteste Dokument, ein Testament aus Piuro, stammt aus dem Jahr 1209. Einige Fragmente sind noch älteren Datums.

Die Bestände des Staatsarchivs umfassen zur Zeit rund 7.5 Laufkilometer und ca. 5 Terabyte. Jahr für Jahr wachsen sie um ungefähr hundert bis zweihundert Laufmeter und etwa zehn Gigabyte. Das Staatsarchiv Graubünden gibt auch eigene Publikationen heraus; insbesondere die Reihe Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte. Hier werden wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte Graubündens veröffentlicht.

Organisatorisch ist das Staatsarchiv eine Abteilung des Amtes für Kultur und gehört zum Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement (EKUD) des Kantons Graubünden.

Das Obertor in Ilanz mit den Wappen der Drei Bünde, Foto: Immacolata Saulle.

In Graubünden gibt es eine Vielzahl öffentlicher und privater Archive. Archive der öffentlichen Hand sind, neben dem Staatsarchiv, die Archive der Regionen – die auch für die Archive der ehemaligen Kreise verantwortlich sind – sowie die Archive der Gemeinden. Die Aufgaben der öffentlichen Archive regelt das kantonale Gesetz über die Aktenführung und Archivierung. Sie haben die Pflicht, das vorhandene Archivgut – häufig bis ins Mittelalter zurückreichend – zu erhalten, zu erschliessen und es der Forschung und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Regelmässig müssen archivwürdige Unterlagen aus den Verwaltungen, für die ein Archiv zuständig ist, übernommen werden, so dass das Archivgut laufend zunimmt. 

Die Archive der öffentlichen Hand dienten über Jahrhunderte primär der Sicherung der Rechte des Staates und einzelner Personen. Es handelte sich um Geheimarchive, zu denen Aussenstehende kaum Zutritt hatten. Erst mit dem Entstehen des demokratischen Rechtstaats seit der französischen Revolution änderte sich die Bestimmung des Archivs. Es wurde nun öffentlich zugänglich: das staatliche Handeln sollte von den Bürgern nachvollzogen und überprüft werden können. Zudem wurden die Archive zu Zentren der historisch ausgerichteten Forschung. Die Archive stellen den Forschenden Unterlagen als authentische und integre Quellen auswertungsoffen zur Verfügung. Die jüngsten Unterlagen stehen häufig noch unter Datenschutz und können nur auf Gesuch hin eingesehen werden.

Neben den staatlichen Archiven gibt es in Graubünden eine grosse Zahl von Kulturarchiven, Dokumentationsstellen und Heimatmuseen, die Schriftgut privater Herkunft nach verschiedenen Gesichtspunkten übernehmen. Eines der wichtigsten Bündner Archive für die Erforschung des Mittelalters ist das Bischöfliche Archiv in Chur, das eine bemerkenswerte – wenn auch nicht lückenlose – Archivkontinuität seit dem Ende des 8. Jahrhunderts aufweist.

Der Lesesaal des Staatsarchivs Graubünden.

Die Bestände des Staatsarchivs Graubünden sind öffentlich zugänglich und unentgeltlich einsehbar. Auf der Webseite sind Informationen über die vorhandenen Unterlagen zu finden (Findmittel), teilweise steht auch digitalisiertes Archivgut online zur Verfügung. Für die Einsicht in die jüngsten Bestände unter Datenschutz muss ein begründetes Gesuch gestellt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Staatsarchivs beantworten Deine Anfragen und unterstützen Dich gerne bei der Recherche. Du kannst die Dokumente im Lesesaal selber fotografieren oder Reproduktionen bestellen.

Die Findmittel zu den Archivbeständen des Staatsarchivs Graubünden findest du in zweifacher Form vollständig online. Zentrales Recherchesystem ist das Archivinformationssystem, alle Findmittel findest Du aber auch als Kollektion von PDF-Dateien auf der Website des Archivs. Eine Übersicht über die Bestände des Staatsarchivs Graubünden findest Du hier

Seit 2011 ist das Staatsarchiv Graubünden bei Archives online angeschlossen. Dabei handelt es sich um ein Portal, das die Recherche nach Archivgut in verschiedenen schweizerischen Archiven ermöglicht. In Archives online werden die öffentlich zugänglichen Metadaten und Dokumente der angeschlossenen Archive zugänglich gemacht.

Die Benutzung der andern Archive in Graubünden ist unterschiedlich geregelt. Bei den Archiven der öffentlichen Hand ist ein Zugang nach Anmeldung spätestens innerhalb von sieben Tagen möglich, bei den Kulturarchiven finden sich Informationen zur Benutzung auf deren Websites. Bei Schwierigkeiten und Fragen kann das Staatsarchiv weiterhelfen.

Staatsarchiv Graubünden
Karlihofplatz
7001 Chur

Tel. +41 81 257 28 03
Fax +41 81 257 20 01

Mail:
Internet: http://www.staatsarchiv.gr.ch/
Archivdatenbank: https://staatsarchiv-findsystem.gr.ch/home/#/
ISIL: CH-000077-3

Öffnungszeiten
Montag, Dienstag, Donnerstag: 09.00-11.45 und 13.00-16.45
Mittwoch: 09.00-17.30
Freitag: 09.00-16.45