Wenn ein Zürcher Bürger Einsicht in sein Steuerdossier nehmen will, kann er dieses gesetzlich gestützte Recht auf schriftlichem Weg beim kantonalen Steueramt einfordern. Wer sich darüber informieren möchte, warum in den 1940er-Jahren ein Teil des Waffenplatzes Kloten als Standort für den Flughafen Zürich auserkoren wurde, kann dies im Staatsarchiv Zürich tun. In beiden Fällen würde man mit zeitgeschichtlichen staatlichen Verwaltungsakten in Kontakt kommen.
Doch was unterscheidet Akten typologisch von anderen historischen Quellen? Welcher Bezug besteht zwischen Staatlichkeit und Verwaltungsschriftgut? Soll der Staat für die historische Forschung ein bevorzugtes Objekt der Forschung sein und wenn ja, warum und inwieweit? Warum ist es gerechtfertigt, zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert eine Zäsur anzusetzen, das 19./20. Jahrhundert aber als Einheit aufzufassen und welche Gedanken stehen hinter dieser Periodisierung?
Das nachfolgende Tutorium versucht diese Fragen zu klären und dadurch in die Auswertung und Interpretation eines Quellentyps einzuführen, der für Historikerinnen und Historiker manch spannende Frage beantworten kann und sogar in unserem täglichen Leben eine bedeutende Rolle spielt. Die Ausführungen erfolgen am Beispiel des Kantons Zürich, versuchen aber darüber hinaus möglichst allgemein gültige Aussagen zu formulieren.