Weinrezept
Die Transkription lautet:
Recept, wie man uß wysem wyn
oder truben rotten wyn macht im
herpst etc.
Item wiltt du uß wysem wyn rotten machen,
nim ein knollen stachell oder ein alte achs, daran
stachel ist, und leg es in das trest, und laß es by
acht oder vierzechen tagen darin, doch das alwegen,
so lang du sölches darin hast, die standen oder bücken
wol bedeckt sig, das der dampff nit hinus komen mög.
Gibt man Eisen («stachel») in Wein, löst sich dieses mit dem Gärungsprozess auf und erzeugt eine tiefrote Färbung. Die Rezeptur scheint für die Zeit typisch zu sein. Im Grimmschen Wörterbuch findet sich gar ein Eintrag für «stahlwein».
Zur Verbesserung des Weins wurden verschiedene Zutaten (Beeren, Wurzeln, Milch) verwendet. Eisen war wohl die geschmackneutralste Variante, um aus weissen Trauben, roten Wein herzustellen.
Am Zürichsee wurden vor allem weisse Trauben angebaut. Der Weisswein scheint dem roten Wein vor allem aus geschmacklichen Gründen vorgezogen worden zu sein. Das Rezept ermöglichte die einfache Herstellung von gutem Rotwein.