Speiseordnung

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Stadtarchiv St.Gallen, SpA, Bd. W, 14.

Die Transkription lautet:

Item zu herbst zeit soll man iedem pfrüender
3 trauben geben oder darfür 3 pfening.
Item auff den heiligen tag zu osteren und pfingsten
den gedingten diensten bratens. Item auff
den oster und pfingstag den mitelpfrüenderen, so man
es haben kan, zu nacht bratens. Item über
die osteren, pfingsten und wiehnächt ieden den
siechen drey tag und den knechten zwen tag, wer
kein wein hat, iedem ein halb maß.
Deßgleichen wan das bader jahr ist im spital, soll
man zwo wochen lang und iede wochen fünff tag
baden, und wer also badet, denen solle man alle morgen auff den zuber 1/4 wein geben.

Im Herbst erhielten alle Pfründnerinnen und Pfründner Trauben oder anstelle davon drei Pfennige. An Ostern oder Pfingsten sollten die «gedingten diensten», also die Angestellten, Braten erhalten; den Mittelpfründnern stand – sofern verfügbar – Braten zum Abendessen zu. Alle Siechenpfründner sollten an Ostern, Pfingsten und Weihnachten während drei Tagen je ein halbes Mass Wein bekommen, den Knechten, welche keinen Wein besassen, stand zur selben Zeit während zwei Tagen ein halbes Mass (ca. 6 dl.) Wein zu. Im «Bader-Jahr» sollten alle Pfründner zwei Wochen lang an fünf Tagen baden und an diesen Tagen pro Zuber einen Viertel Wein erhalten.

Erklärungen
gedingte dienste = Angestellte
mittelpfrüendern = Mittelpfründner, im Gegensatz zu den Herren- oder Siechenpfründnern
sieche = Kranke
bader = Bader, Balbierer, Personen, die mit dem Baden verbundene Pflege- und Heiltechniken erlernten, wie z.B. Pflaster auflegen, Aderlass u.ä.
1/4 wein = ein Viertel Mass Wein, ca. 3 dl.