Die Herausbildung unserer heutigen Schriftsprache fällt in die frühnhd. Zeit und ist besonders in den Drucken ab dem 16. Jahrhundert zu beobachten. Ab dieser Zeit haben wir es mit zwei unterschiedlichen sprachlichen Entwicklungslinien zu tun: mit einer Entwicklung, die hin zur Schriftsprache führt und mit der Weiterentwicklung der Dialekte. Das sprachliche Gefüge wird komplexer. Es gibt die vielfältigen mündlichen Dialekte und die zur Vereinheitlichung tendierenden Drucke, dazwischen liegen zahlreiche geschriebene Sprachvarietäten, die mehr oder weniger stark an der regionalen Mündlichkeit orientiert sind.
«Die Herausbildung der nhd. Schriftsprache wird als komplexer Prozess der Normierung und des Ausgleichs verstanden, an dem vielfältige sprachliche, historische und kulturelle Kräfte mitgewirkt haben, und der sich über den gesamten frnhd. Zeitraum erstreckt. Wesentliche fördernde Momente dieser Entwicklung sind die immer stärker ausgeweitete Verwendung der deutschen Sprache gegenüber dem Lateinischen in den verschiedensten Bereichen der schriftlichen Überlieferung, die Papierherstellung, die Erfindung des Buchdrucks, die wachsende Bedeutung der Städte und des Bürgertums sowie die humanistischen und reformatorischen Bewegungen» (Claudine Moulin-Fankhänel).