Die Bezeichnung des jeweiligen Tages unterscheidet sich im Mittelalter meist von den heutigen Angaben.
Wochentage
Im Mittelalter erfolgt die Tagesbezeichnung häufig nach dem römischen Kalender.
Die
– | KALENDEN (kal.) bezeichnen den Ersten des Monats |
– | NONEN (non.) den 7. (im März, Mai, Juli, Oktober) oder 5. eines Monats (in allen anderen Monaten) |
– | IDEN (id.) den 15. (im März, Mai, Juli, Oktober) oder 13. eines Monats (in allen anderen Monaten) |
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Quellenbezeichnungen der Wochentage
Sonntag |
dominica, dies Solis, sonnentag |
Montag |
feria secunda, dies Lune, guter tag, mentag |
Dienstag |
feria tertia, dies Martis, Eritag, Zinstag, Zistag, aftermontag |
Mittwoch |
feria quarta, dies Mercurii, Wodenstag, mittichen |
Donnerstag |
feria quinta, dies Jovis, phincztag, durnstag |
Freitag |
feria sexta, dies Veneris, fridach |
Samstag |
feria septima, dies sabbatinus, sambestag, dies Saturnii, unsen abend |
Weitere Quellenbezeichnungen
feria |
Wochentag |
vigilia |
Tag vor einem Fest |
octava |
achter Tag nach einem Fest |
quindena |
vierzehnter Tag nach einem Fest |
Bei Unklarheiten ist auch hier der Grotefend beizuziehen.
Die Woche wird von den Juden im 1. vorchristlichen Jahrhundert im römischen Reich verbreitet. Offizielle Geltung erhält sie 321 n. Chr. durch Kaiser Konstantin.
Mit der Ausbreitung des Christentums hat sich dann die Wochenrechnung unabhängig und neben der Monatsrechnung allgemein im Abendland eingebürgert. Die christliche Woche beginnt mit dem Sonntag, dem Auferstehungstag Christi.
Der Sonntagsbuchstabe dient der Berechnung des Wochentages und ist deshalb für die Osterberechnung wichtig.
Man bezeichnet die 365 Tage des Jahres mit einem Zyklus von 7 Buchstaben (A-G). Die den einzelnen Tagen zugewiesenen Buchstaben sind die Tagesbuchstaben.
1. Januar = A
2. Januar = B
3. Januar = C
usw.
Der Tag, auf den ein Sonntag fällt, ist der Sonntagsbuchstabe (litera dominicalis) für das entsprechende Jahr. Ist also der 1. Jan. ein Sonntag, ist der Sonntagsbuchstabe ein A.
Mit der Tabelle der Sonntagsbuchstaben ist der jeweilige Sonntagsbuchstabe für das jeweilige Jahr zu bestimmen.
Handelt es sich beim betreffenden Jahr um ein Schaltjahr, so gilt bei römischen Datierungen bis zum 24. Februar (also bis zum Schalttag) der erste, dann der zweite Buchstabe in der Tabelle.
Um den Wochentag eines Datums herauszufinden, benötigt man zuerst den Sonntagsbuchstaben. Mit dem Sonntagsbuchstaben kann man in der Tabelle der Wochentage die Wochentage eruieren.
BEISPIEL: Gegeben ist der 1. Januar 949.
Der Sonntagsbuchstabe für das Jahr 949 ist nach der Tabelle des Sonntagsbuchstaben G.
Der 1. Januar ist nach der Tabelle der Wochentage beim Sonntagsbuchstaben G ein Montag.
Seit dem Hochmittelalter wird der Tag häufig durch die Angabe eines Kirchenfestes oder mit dem Heiligentag bezeichnet. Man unterscheidet zwischen beweglichen Festen, die abhängig von Ostern berechnet werden, und unbeweglichen Feiertagen.
Der Festkalender variiert von Diözese zu Diözese sehr stark. Manche Heilige sind nur regional vertreten. Anhand des Festkalenders ist es daher manchmal möglich, die Provenienz einer Handschrift festzustellen.
Bei den unbeweglichen Feiertagen genügt ein einfacher Blick in den Grotefend, um das Datum zu ermitteln.
Für die beweglichen Festtage muss das Osterfest berechnet werden. Dann lässt sich mit Hilfe der 35 Osterkalender des Grotefend das Datum bestimmen.
Die Sonntage werden häufig durch Introitus der Messe bezeichnet (besonders häufig vor und nach Ostern und Pfingsten).
BEISPIEL:
Uff mittwuchen vor mitvasten im XXXII. jahr
(aus dem 16. Jahrhundert)
Mittfasten bezeichnet den Sonntag Letare (vgl. Introitus = 4. Fastensonntag).
Um diesen Sonntag zu berechnen, benötigt man das Osterfest des Jahres 1532.
Ostern fällt im Jahr 1532 auf den 31. März.
Letare ist demnach der 10. März (3. Sonntag vor Ostern).
Der Mittwoch davor ist der 6. März.