Privaturkunde: Verkauf eines Ackers

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Stadtarchiv St.Gallen, SpA, Tr. B, 9, No. 17.

Die Transkription lautet:

Und daz dise rede und getat ganz si und staete bilib, dez gib ich dem
vorgenanten Jacob disen brief mit mime insigel gesigilt ze aim rehten
urkunde und ze air festenung. Diz beschach am Hardilin in des alten
spitals wingart von sancte Gallen, an dem zinstac vor unsir wrouwen dult
in dem arende, do man von gottes geburt zalt drizehen hundert jar
und in dem vier und zawaigesten jar.

Im Vergleich mit einer Königs- oder Kaiserurkunde – siehe dazu die Umgeld-Urkunde von 1334 – wirkt diese Privaturkunde unbeholfen. Königs- und Kaiserurkunden zeichnen sich aus durch die gleichmässige Schrift eines professionellen Schreibers der Kanzlei am Hof. Die Schrift dieser Verkaufsurkunde wirkt dagegen ungeübt, und es sind Korrekturen erkennbar. Die äusseren Merkmale dürfen jedoch nicht dazu verleiten, die eine Urkunde als wichtiger oder wertvoller zu betrachten als die andere. Gerade die Zunahme der in Archiven überlieferten, äusserlich unspektakulären Privaturkunden und deren Edition ermöglichen der Geschichtsforschung Aussagen zum Leben der breiten Bevölkerung.

Erklärungen
staete = beständig, ewig
brief = Urkunde
festenung = Bestätigung
wingart = Weingarten
zinstac = Dienstag
dult = Festtag
unsir wrouwen dult in dem arende = 25. März