Privaturkunde: Verkauf eines Ackers

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Stadtarchiv St.Gallen, SpA, Tr. D, 28, No. 1.

Die Transkription lautet:

Alle die, die disen brief lesent oder hoerint lesen, dien tuon ich Goeswi
von Rebsten kunt und virgihe offenlich an disem brief, daz ich reht
und redelich han verkouft Jacob dem Hasen a dem Hardelin umbe vier und
drisic schilling Konstenzer ain halbe juokart achars, diu da lit im dem
Grunt under dem alten wingarten des spitals von sancte Gallen, und habe
dem selben Jacob den acher geluhen ze aim rehten lehen im und allen
sinen recten erben, si sient wip oder man, und also dich der selbe aker
ledic wirt, also dich so sol man den aker emphan mit zwain huenrin.

Im Falle des vorliegenden Verkaufs scheint Göswin von Rebstein nicht als Vertreter des Klosters, sondern in eigener Sache gehandelt zu haben. Er verkaufte den Acker gegen eine einmalige Zahlung von 34 Schillingen Konstanzer Währung und nahm darüber hinaus auch die Verleihung an den Käufer vor. Von einer jährlich wiederkehrenden Abgabe an ihn, von Natural- und/oder Geldzinsen beispielsweise, ist nicht die Rede. Hingegen waren bei Handänderungen, bedingt durch Weiterverkauf oder Vererbung, Göswin jeweils zwei Hühner zu entrichten. Diese – modern ausgedrückt – «Handänderungssteuer» wurde Erschatz genannt und musste der Herrschaft als Eigentümerin der verliehenen Güter bezahlt werden.

Erklärungen
hoerint lesen = hören lesen
virgihe = sage aus, bekenne
verkouft = verkauft
umbe = für
achar = Acker
spital = Heiliggeist-Spital St.Gallen
geluhen = geliehen, verliehen
recten = rechtmässigen
wip = Frau
man = Mann
also dich = so oft
emphan = empfangen
huenrin = Hühner