Verwaltungsakten des Kantons Zürich aus dem 19. Jh.
Das Begräbnis eines Selbstmörders
Das Begräbnis des Selbstmörders – Ergebnisse und Ausblick
Caspar Rüegg war ein alter, unverheirateter Mann, der «eines guten Rufes genoß». Seine «finanziellen Verhältniße und die Scham in seinen alten Tagen noch allmosensgenößig zu werden», bei seinem gleichzeitig «zu überspannten schwärmerischen Ideen hingeneigten Gemüthe» liessen ihn Selbstmord verüben. Dass sein Begräbnis zu einem «skandalösen Auftritte« (wie die Zeitschrift «Der Schweizerische Republikaner» feststellt) gerät, erscheint als ein exemplarisches Phänomen der sog. Sattelzeit. Die modern-aufgeklärte Verwaltungssicht der neuen Regenerationsregierung in Zürich und ihrer Repräsentanten auf der Landschaft prallt in einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen» auf eine ländlich-anachronistische Mentalität und auf antiquierte Konzepte von Volksfrömmigkeit und Aberglauben.
Welche Rolle spielt dabei der Umstand, «dass das Zürcher Oberland ein altes Sekten, Separatisten- und Pietistengebiet» ist? Und ist es ein blosser «Zufall der Geschichte», dass es in derselben Region nur vier Monate später zu einem diesmal weitaus gewaltsameren Konflikt, dem sog. «Usterbrand» vom 22.11.1832, kommt?
In der 2-bändigen «Geschichte der Gemeinde Bauma» (1994) findest Du dazu folgende Einschätzung: «Der Erfolg mit der Durchsetzung des Baumer 'Volkswillens' bei der Bestattung des Selbstmörders Hans Kaspar Rüegg ermutigte die Oberländer Bevölkerung zu weiteren Taten der Selbsthilfe - er war mit ein Grund dafür, dass es am 22. November 1832 zum unheilvollen Fabrikbrand von Uster kommen konnte.» Retrospektiv wird das Geschehen um das Begräbnis von Caspar Rüegg als Fanal des «Usterbrandes», des wohl bekanntesten Maschinensturms der Schweizer Geschichte, lesbar. Doch ist das dann bereits wieder eine andere Geschichte.