Schon bald nach ihrer Einführung in Europa gelangte die Fotografie nach Afrika und etablierte sich gleichzeitig mit der kolonialen Durchdringung des Kontinents. Missionare, Forscher, Kolonialbeamte, Händler und bald auch einheimische Berufsfotografen verwendeten die Fotografie in wissenschaftlichem, dokumentarischem, propagandistischem und kommerziellem Interesse. Mit der Etablierung von Fotostudios zunächst in Küstenstädten und später auch im Landesinneren verbreiteten sich Studiofotografien für den privaten Gebrauch der einheimischen Bevölkerung. Anlässlich von Schulabschlüssen, Hochzeiten oder anderen einschneidenden Ereignissen liess man sich fotografieren. Wanderarbeiter schickten Fotografien nach Hause und trugen Fotografien von Familienmitgliedern zur Erinnerung bei sich.
Aufbewahrt in Archiven geriet ein Teil der kolonialen Fotobestände am Ende der Kolonialzeit in Vergessenheit. Mit dem aufkommenden Interesse an visuellen Quellen und den neuen Auseinandersetzungen mit der kolonialen Vergangenheit in Ländern des Nordens und des Südens wurden die historischen Fotografien aus Afrika neu entdeckt.
Das Kapitel «Historische Fotografien aus Afrika» ist in drei Teile gegliedert und gibt einen Einblick in den Entstehungskontext der Fotografien sowie ihre spätere Verwendung und thematisiert, wie heute mit diesem Bildmaterial umgegangen wird.