Bilddatenbanken

Alte, oft ausgebleichte oder zerkratzte Fotografien sind nicht nur reizvolle Erinnerungsstücke, sondern auch spannende Quellen und Untersuchungsgegenstände für Historikerinnen und Historiker.

Aber wo werden diese Fotografien aufbewahrt? Und warum findet man so viele davon auch im Internet? Darf man diese Fotografien verwenden? Dieses Kapitel bietet einen Einstieg in die Suche nach historischen Fotografien – nicht nur nach solchen aus Afrika.

Bereits im 19. Jh. wurden die ersten Fotoarchive angelegt. Ungeordnet und unbeschriftet gerieten manche Sammlungen später in Vergessenheit. Die Digitalisierung bietet neue Wege zur Erschliessung und langfristigen Archivierung, zur Recherche und zur Präsentation von Fotobeständen. Die neuen Möglichkeiten kommen auch dem gesteigerten Interesse der Wissenschaft und einer breiten Öffentlichkeit an historischen Fotografien entgegen.
In diesem einführenden Kapitel wird erklärt, wo historische Fotografien aufbewahrt werden, wie man sie auch von seinem Arbeitsplatz oder von zu Hause aus suchen und anschauen kann, und was bei der Verwendung von Fotografien in wissenschaftlichen Arbeiten zu beachten ist.

o.F.: «Ab wann ist eine Sammlung eine Sammlung?», Zürich o.D., asz metarchive, Die Welt ordnen und ausstellen: Afrikanische Sammlungen in Zürich, Eintrag #940. Online: asz metarchive, [Stand: 25.3.2014].

Archivgüter sind nicht nur schriftliche Dokumente, sondern auch Ton- und Bildmaterial, in das auch Fotografien einzuordnen sind. Die Gesamtheit aller erhalten gebliebenen Fotografien einer Institution, einer Vereinigung, einer privaten Person oder einer anderen Körperschaft bildet zusammen einen Fotobestand. Solche Fotobestände werden in den hauseigenen Archiven aufbewahrt oder grösseren Archiven und Bibliotheken übergeben.
Mehrere Fotobestände bilden zusammen ein Fotoarchiv. Oft werden die beiden Begriffe allerdings deckungsgleich verwendet, insbesondere wenn die Körperschaft ihre Fotografien selbst aufbewahrt. Da viele Bestände neben Fotografien auch Postkarten, Gemälde, Zeichnungen, Plakate und andere visuelle Archivgüter beinhalten, ist meist von Bildarchiven die Rede. Fotoarchive können ebenso wie andere Archive über Kataloge, Inventare oder sonstige Findmittel erschlossen werden.
Von Online-Fotoarchiven wird dann gesprochen, wenn die Bestände mithilfe einer Datenbank im Internet durchsucht und Fotografien direkt am Bildschirm angeschaut werden können.

Diese Aufnahme zeigt das Archiv des Völkerkundemuseums Zürich, das neben vielen anderen Quellen und Objekten auch ein Fotoarchiv beherbergt.

Screenshot: Collections. Carl Passavant Grey Album, African Photography. http://africaphotography.org/collections/carl-passavant-grey-album/gallery?page=0%2C2> [Stand: 20.9.2012].

Im Zusammenhang mit Fotobeständen ist oft von Sammlungen die Rede. Sammlungen sind Bestände, die gezielt nach festgelegten Sammlungskriterien angelegt oder zusammengestellt wurden. Die einzelnen Objekte einer Sammlung wurden nicht selbst produziert, sondern erworben.
Archive und Bibliotheken gelangen an Sammlungen, indem sie bereits bestehende Sammlungen von Institutionen oder Einzelpersonen übernehmen oder die Sammlungsobjekte selbst zusammentragen. Sammlungen entstehen aber auch dadurch, dass die archivierende Institution aus verschiedenen Beständen Objekte einer bestimmten Archivaliengattung (Fotografien, Karten, Pläne usw.) aus lagerungstechnischen Gründen zusammenführt. Fotografien werden beispielsweise oft getrennt von den übrigen Archivalien eines Bestandes aufbewahrt. Auch in diesem Fall wird von einer Fotosammlung gesprochen.
Die Archive bemühen sich, die einzelnen Bestände oder Sammlungen zusammenzuhalten, denn die Geschichte einer Sammlung ist auch für ihre einzelnen Bestandteile von Bedeutung. Wie und weshalb eine Fotografie in eine Sammlung gelangte, sagt viel über ihre Geschichte aus: Die Biografie des Sammlers kann beispielsweise Rückschlüsse auf die Herkunft oder die Verbreitung einer Fotografie zulassen. Zudem gibt die Fotografie als Bestandteil einer bestimmten Sammlung Auskunft über Sammlungskriterien und Rezeptionen. Andererseits sind die Sammlungen selbst interessante und historisch relevante Untersuchungsgegenstände, da sie Wissensordnungen und Klassifikationssysteme widerspiegeln.

Der Basler Carl Passavant sammelte auf seinen Forschungsreisen 1883-1885 durch West- und Zentralafrika insgesamt 274 Fotografien. Diese Sammlung wird heute im Basler Museum der Kulturen aufbewahrt. Auf der Website African Photography sind die Fotografien zwar einzeln abrufbar, bleiben aber auch digital mit der gesamten Sammlung und den einzelnen Albumseiten verknüpft und so im Sammlungskontext eingebettet.

Bergenthum, Hartmut: ohne Titel, Frankfurt o.D, Sammlungen. Online: Afrika südlich der Sahara, Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg, 20.12.2013. http://www.ub.uni-frankfurt.de/afrika/bildsammlung.html[Stand: 28.1.2013].

Die Fotobestände und Sammlungen bestehen aus Serien (Fotografien, die aus gleichem Anlass entstanden sind), Konvulten (Fotografien, die physisch miteinander verbunden sind, beispielsweise in einem Album) und aus einzelnen Fotografien.
Die Fotografien liegen in ganz unterschiedlichen Formaten vor: Als Daguerreotypien, Stereoskopien, Albuminabzüge, Diapositive, Glasplatten- oder Filmnegative, Carte-de-visite, Postkarten oder als Papierabzüge. Teilweise sind die Negative und Abzüge nach wie vor in jene Fotoserien eingeordnet, in denen sie entstanden, andere sind in mehr oder weniger sorgfältig beschriftete Alben eingeklebt, viele liegen aber auch als lose Einzelfotografien ungeordnet und ohne zusätzliche Informationen zur ihrer Entstehung oder den Abgebildeten vor.
Das Format und die Aufbewahrungsform einer Fotografie können bei der Analyse des Sammlungs- und Entstehungszusammenhanges wichtig sein. Sie sagen nämlich etwas über das Alter, aber auch über die Herkunft und die Verwendung der Fotografie aus. So waren beispielsweise Dias häufig für die öffentliche Präsentation vorgesehen, während Fotografien aus Alben eher für den privaten Gebrauch sprechen.

Die Fotoarchive beinhalten vielfältiges Fotomaterial.

Hornberger, Christian: «Spinner», Waya (Ghana) 1865-1868, BM Archives, Reference: D-30.22.001. Online: BM Archives, [Stand: 20.3.2014].

Vogt, A.: «3 baumwollspinnende Frauen», Togo 1873, Universitätsbibliothek Frankfurt a.M., Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft, Bildnummer: 101,3-3501-17. Online: Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft, [Stand: 2.4.2014].

Bei der Arbeit mit historischen Fotografien ist insbesondere zu beachten, dass die Sammlerinnen und Sammler nicht immer die Urheber der Fotografien sind. Die Aufnahmen zirkulierten in verschiedenen geografischen und medialen Räumen, sodass in einigen Fällen weder ihre Herkunft noch ihre Urheber eindeutig identifiziert werden können.
Es ist möglich, verschiedene Abzüge derselben Fotografie in unterschiedlichen Archiven und mit unterschiedlicher Beschriftung und Datierung zu finden. Ebenso wie der Entstehungskontext ist auch der Sammlungskontext Teil der Geschichte einer Fotografie und muss daher bei der Analyse berücksichtigt werden.

Ohne Zweifel handelt es sich bei diesen beiden Bildern um Abzüge derselben Fotografie. Ein Blick in die Quellenangaben zeigt aber, dass weder der Fotograf, der Ort noch das Aufnahmejahr übereinstimmen.

Oberst Deimling: ohne Titel, Deutsch-Südwest-Afrika o. D., Universitätsbibliothek Frankfurt a.M., Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft, Bildnummer: Bildnummer: 020-2190-19. Online: Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft, [Stand: 2.4.2014].

Die Fotografien vieler Archive sind altersbedingt vom Zerfall bedroht. Aus diesem Grund haben die Archive begonnen, die Fotografien auf digitale Datenträger zu übertragen. Dabei werden die Fotografien gescannt oder auf Spezialfilm abfotografiert und anschliessend digitalisiert. Durch diese Digitalisierung bleibt zwar nicht das ursprüngliche Fotomaterial, aber zumindest dessen Inhalt langfristig erhalten.
Die Digitalisierung bringt zudem den Vorteil, dass die Fotografien im Internet veröffentlicht werden können und die Interessierten so ortsungebunden Zugriff auf die Abbildungen haben. So haben beispielsweise auch Forschende an afrikanischen Universitäten die Möglichkeit, in Beständen zu recherchieren, die in europäischen Archiven aufbewahrt werden, ohne dazu auf Reisen zu gehen.

Beispiel einer Fotografie, die altersbedingt vom Zerfall bedroht ist.

Screenshot: USC Digital Library, International Mission Photography Archive (IMPA), USC Libraries. digitallibrary.usc.edu/cdm/landingpage/collection/ p15799coll123, [Stand: 1.3.2013].

Die Digitalisierung macht es möglich, dass die Fotobestände in Datenbanken erschlossen werden können. Dabei werden sowohl die Fotografien wie auch die Metadaten, die sie beschreiben, in eine Datenbank eingegeben. Bilddatenbanken dienen gleichzeitig als Verwaltungs-, Präsentations- und Suchinstrument.
In einer Bilddatenbank werden digitalisierte Fotografien vereint und gemeinsam verwaltet. Auf diese Weise werden unterschiedliche Sammlungen virtuell zusammengeführt, selbst wenn sie nicht am selben Ort aufbewahrt werden.
Dank der Erschliessung in einer Datenbank wird auch die Suche nach Fotografien erheblich erleichtert. Über eine Suchfunktion werden die Metadaten aller Fotografien durchsucht. Anschliessend werden die Suchergebnisse in der Datenbank angezeigt.
Heute sind die meisten Bilddatenbanken webbasiert, das heisst im Internet zugänglich. Die Digitalisierung der Fotobestände sichert also nicht nur die Erhaltung der Abbildungen, sondern trägt aufgrund des erleichterten Zugangs und der Suchmöglichkeiten in den Datenbanken dazu bei, dass Fotografien vermehrt in die Forschung miteinbezogen werden.

Das Metaarchiv International Mission Photography Archive führt virtuell mehrere Fotosammlungen zusammen, die bei den beteiligten Missionsgesellschaften aufbewahrt werden. Über eine zentrale Suchfunktion können alle Sammlungen gleichzeitig durchsucht werden.

Screenshot: Photograph Collection, 1998.204.11.1
Nuer dug-out canoes, Pitt Rivers Museum. photographs.prm.ox.ac.uk/pages/1998_204_11_1.html, [Stand: 28.2.2013].

Damit in den Bilddatenbanken nach Fotografien gesucht werden kann, müssen diese mit Metadaten versehen werden. Metadaten sind Daten über Daten, in Bilddatenbanken also Informationen über die digitalisierten Bilder. Sie bieten einerseits Informationen zu den formalen Aspekten der Fotografien wie etwa dem Format oder der Grösse, andererseits aber auch Informationen zum Inhalt und zum Entstehungszusammenhang der Fotografien. Sofern bekannt, sind folglich immer auch das Aufnahmedatum, der Ort und der Fotograf oder die Fotografin genannt. Metadaten beschreiben die Bilder und machen diese dadurch nicht nur auffindbar, sondern liefern darüberhinaus wichtige Angaben, die bei der Analyse der Fotografien miteinbezogen werden müssen.
Der Umfang der Metadaten in den Bildarchiven variiert allerdings erheblich. In einigen Bildarchiven werden die Fotografien sogar vom mit überlieferten Text begleitet oder ihr Inhalt wurde indexiert, das heisst mit Schlagworten versehen, was die Suche in der Datenbank stark vereinfacht.
Die Metadaten sind aber nicht nur für die Suche im Archiv wichtig, sondern auch entscheidend für den Quellennachweis. Insbesondere die Bildnummer, oft auch Signatur oder Referenznummer genannt, macht eine Fotografie eindeutig identifizierbar.

In der Photograph Collections des Pitt Rivers Museums werden die Metadaten unübersehbar neben der digitalisierten Fotografie angegeben.

Die Zeitschrift Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History hat hilfreiche Hinweise zur Bildrecherche zusammengestellt. Der online verfügbare Ratgeber bietet Tipps und Links zur Bildrecherche sowie eine Übersicht zu Bilddatenbanken mit einem Schwerpunkt in Deutschland. 
Screenshot: Online Archivkatalog des Staatsarchivs Basel-Stadt, BSL 1003 Adam David, Query. query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?Id=231984, [Stand: 20.9.2012].

Die Suche nach Fotografien oder einer bestimmten Fotografie beginnt mit der Auswahl eines einschlägigen Archives. Da es bisher nur sehr wenige Metasuchmaschinen gibt, die mehrere Bildbestände gleichzeitig durchsuchen, müssen die Archive einzeln konsultiert werden. Der Überblick über die Online-Archive zu historischen Fotografien aus Afrika sowie jener über die Bestände in Schweizer Archiven können den Einstieg erleichtern.
Während die Online-Archive jederzeit und ortsunabhängig nach konkreten Fotografien durchsucht werden können, ist in jenen Archiven, die nicht online zugänglich sind, der Besuch vor Ort unerlässlich. Die Fotobestände sind allerdings meist auch in den Findmitteln der Archive verzeichnet.
Vor der Online-Recherche lohnt sich der Blick auf die Beschreibung der Sammlungen und Bestände, die bei jedem Online-Archiv verfügbar ist. Dort ist nämlich ersichtlich, zu welchen Themen, geographischen Gebieten und Zeitabschnitten Fotomaterial vorhanden ist und wer die Fotografien gemacht oder gesammelt hat.

Wie das Beispiel des Nachlasses von Adam David im Staatsarchiv Basel-Stadt zeigt, können Fotobestände über die Findmittel der Archive aufgespürt werden, auch wenn die Fotografien selbst nicht online verfügbar sind.

o.F.: «ETH Zürich, Hauptgebäude (HG), Hauptbibliothek, Literaturnachweis», Zürich ca. 1950, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv. Bildcode: Ans_00353. Online: ETH-Bibliothek, Bildarchiv online, [Stand: 25.3.2014].

Die Suchmöglichkeiten und -instrumente und die Anzeige der Treffer der verschiedenen Online-Archive sind sehr unterschiedlich, daher sollten die Benutzungshilfen und Anleitungen der jeweiligen Archive beachtet werden.
Fast alle Online-Archive bieten sowohl eine «einfache Suche» als auch eine «erweiterte Suche» an: Bei der einfachen Suche wird der eingegebene Suchbegriff in allen verfügbaren Metadaten gesucht. Wenn die einfache Suche zu viele Treffer erzielt, kann die erweiterte Suche helfen, die Ergebnisse einzugrenzen. Die Suchmaske ist präziser und zudem können meist mehrere Einschränkungsmöglichkeiten gleichzeitig ausgewählt werden.
Einige Fotoarchive bieten im Weiteren die Möglichkeit der Facettensuche oder des Browsens. Dabei kann der ganze Bildbestand nach vorgegebenen Kriterien gefiltert werden. So kann beispielsweise ausgewählt werden, dass innerhalb des Archives nur die Bestände aus Afrika durchsucht werden.
Werden nun erste Resultate angezeigt, können diese helfen, weitere Treffer zu finden: In einigen Online-Archiven sind die Metadaten nämlich miteinander verlinkt und so können mit einem Klick alle Fotografien desselben Fotografen, derselben Bildreihe oder desselben Schlagworts abgefragt werden.
Bei längeren Recherchen ist auch die Zwischenablage sehr hilfreich, die allerdings nur wenige Archive anbieten. Die Fotografien können ausgewählt und zwischengespeichert werden, solange die Suche weitergeht.

Bevor die Bibliotheks- und Archivbestände digital erschlossen wurden, musste man in Buchbänden oder Zettelkatalogen nach Quellen und Publikationen suchen.

Weitere Informationen zum Urheberrecht in der Schweiz sind auf der Website des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum online verfügbar.
Dobbertin, Walther: «Massaipaar», Deutsch-Ostafrika 1906/1918, Bundesarchiv, Sammlung Walther Dobbertin, Bild: 105-DOA0079. Online: Bundesarchiv, [Stand: 19.3.2014].

Fotografien sind urheberrechtlich geschützte Werke, wenn sie «geistige Schöpfungen mit individuellem Charakter sind». Das Urheberrecht, auch Copyright genannt, besagt, dass der Urheber bestimmen kann, wann und wo seine Fotografien publiziert werden und dass er das Recht hat, bei jeder Veröffentlichung genannt zu werden.
Obwohl für die Wissenschaft im Vergleich zum kommerziellen Gebrauch weniger strenge Regelungen gelten und die Nutzungsgebühren manchmal erlassen werden, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein, wenn Fotografien in wissenschaftliche Arbeiten integriert werden:

  • jede verwendete Fotografie erfordert einen Quellennachweis
  • die Verwendung einer Fotografie muss vom Urheber oder dem Rechteinhaber genehmigt sein

Falls die wissenschaftliche Arbeit publiziert wird, müssen also für alle Bilder die Rechte abgeklärt werden. Da bei historischen Fotografien die Urheber nicht immer bekannt und oft auch nicht (mehr) kontaktierbar sind, sind die Nutzungsvereinbarungen mit der Institution zu treffen, die die Fotografien beherbergt.
Auch im Internet publizierte Fotografien sind urheberrechtlich geschützt. In der Regel finden sich auf den Webseiten der Online-Archive Angaben über die urheberrechtlichen Bedingungen und die Kontaktmöglichkeiten.
Das Urheberrecht erlischt allerdings 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Anschliessend dürfen die Fotografien frei genutzt werden.

Damit die digitalisierten Fotografien nicht ungefragt verwendet werden können, versehen einige Archive die Fotografien mit Wasserzeichen, wie dieses Beispiel aus dem Digitalen Bildarchiv des Deutschen Bundesarchiv zeigt.

o.F.: «Ga girls with their hair rolled», Ga (Ghana) 1883-1888, BM Archives, Reference: QQ-30.101.0047. Online: BM Archives, [Stand: 10.3.2014].

Fotografien müssen nicht nur aus urheberrechtlichen Gründen immer korrekt nachgewiesen werden, sondern auch, damit sie auffindbar und überprüfbar sind. Fotografien und alle anderen visuellen Quellen werden in dieser Hinsicht wie schriftliche Texte behandelt.
Wie bei schriftlichen Quellen gibt es auch bei Fotografien verschiedene Zitierweisen. Manche Archive machen Angaben, wie ihre Bestände zitiert werden sollen. Abgesehen davon, welche Richtlinien ausgewählt werden, sollten Quellenangaben innerhalb eines Textes immer einheitlich sein und all jene Informationen bieten, die notwendig sind, um die Fotografien wiederzufinden und die Fundstellen nachzuweisen. Wir empfehlen, Fotografien nach folgenden Richtlinien nachzuweisen:

Fotograf (Nachname, Vorname): «Titel der Fotografie», Ort Datum

Wenn Du die Fotografie in einem Archiv gefunden hast, ergänzt Du folgende Angaben:
Archiv, Sammlung/Bestand (falls angegeben), Signatur © Rechteinhaber (falls die Urheberrechte nicht beim Archiv liegen oder das Archiv dies ausdrücklich verlangt).
Wenn Du die Fotografie einer gedruckten Publikation oder einer Internetseite entnommen hast, fügst Du diese entsprechend den Richtlinien des Historischen Seminars der Universität Zürich hinzu.
Wenn historische Fotografien in retrodigitalisierter Form im Internet verfügbar sind, empfehlen wir, dies so nachzuweisen:Online:
Website (z.B. Online-Archiv, Flickr, Wikimedia Commons, Webseite, etc.), <URL>, [Stand: Abrufdatum].
Die URL kann als Hyperlink in die Angabe zur Website integriert werden. Dies empfiehlt sich aber nicht, wenn Du Deine Arbeit gedruckt abgibst!

Nicht immer sind alle diese Angaben zu den Fotografien bekannt. In diesen Fällen empfiehlt es sich, durch «ohne Datum», «ohne Fotograf» usw. auf die fehlenden Angaben hinzuweisen. Wie dem Quellennachweis zu diesem Bild zu entnehmen ist, ist die Abkürzung «o.D.», «o.F.» usw. ausreichend.

Schon bald nach der Erfindung der Fotografie in Europa fotografierten Missionare, Forschende, Kolonialbeamte, Kaufleute und Berufsfotografen auch in Afrika. Im Gepäck der Reisenden oder als Postkarten gelangte ein Grossteil des fotografischen Materials nach Europa. Die Glasplatten- und Filmnegative, Papierbilder, Diapositive und Fotoalben werden heute in den Archiven von Missionsgesellschaften, Ethnologischen Museen und Bibliotheken aufbewahrt oder befinden sich in privaten Händen. Abbildungen der Fotografien wurden aber auch in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen und anderen Publikationen veröffentlicht. Manchmal wird man auch auf Flohmärkten oder bei Auktionen und Verkäufen im Internet fündig.
In den folgenden vier Kapiteln erfährst Du, in welchen Archiven historische Fotografien aus Afrika zu finden sind und wo es sich sonst noch zu suchen lohnt.

Eine Übersicht über die Fotobestände in westafrikanischen Archiven gibt folgende Publikation: Programme des Musées de l’Afrique de l’Ouest (Ed.): Répertoire des Archives Photographiques en Afrique de l’Ouest, 2001.
Nitzsche-Reiter, Ottilie: «Windhoek Werft», Windhoek (Namibia) 1954, National Archives of Namibia, ONR Collection, Negative number: WHK-3d-3 (Repon). Online: digital namibian archive, [Stand: 2.4.2014].

Historische Fotografien aus Afrika lassen sich in den Beständen jener Institutionen und Vereinigungen finden, die zur entsprechenden Zeit in Afrika tätig waren, insbesondere also in den Archiven der Missions- und Kolonialgesellschaften sowie weiterer kolonialer Institutionen. Während die Missionsgesellschaften noch heute, wenn auch in veränderter Form, existieren, sind die Archive von Kolonialgesellschaften in anderen Sammlungen aufgegangen, und finden sich heute z.B. in der Frankfurter Universitätsbibliothek oder im Staatsarchiv in Berlin.
Da die Missionare, Kolonialadministratoren und Händler meist während längerer Zeit in ihrem jeweiligen Einsatzgebiet lebten und arbeiteten, stammen von ihnen sehr grosse Fotobestände.
Umfassende Bestände werden auch in den Archiven der Ethnologischen Museen aufbewahrt. Mit dem Ziel, alle «Völker» und «Rassen» möglichst umfassend zu dokumentieren und zu inventarisieren, sammelten die Museen im 19. und anfangs des 20. Jh. neben anderen Objekten auch Fotografien, die Forschende von ihren Reisen mitbrachten. Fotografien von Reisenden, Missionaren, Berufsfotografen und Händlern gelangten ebenfalls als Schenkungen oder Ankäufe in die Archive der Museen.
Auch in den afrikanischen Staats- und Universitätsarchiven, in den Archiven von Missionen, Institutionen und Museen sowie in privaten Sammlungen lassen sich Fotografien finden.

Auch afrikanische Archive stellen vermehrt ihre Inventare oder sogar digitalisierte Bestände online zur Verfügung, wie diese Fotografie aus dem Namibian National Archives zeigt. Sie ist im digital namibian archive online verfügbar.

o.F.: «Accra / Canoe-Crew mit H. Fleischhammer ca. 1911», Accra (Ghana) 1911, BM Archives, Reference: QU-30.003.0035. Online: BM Archives, [Stand: 10.3.2014].

Auch wenn die Schweiz keine Kolonialmacht war, beherbergen verschiedene schweizerische Archive zum Teil sehr umfangreiche Bestände historischer Fotografien aus Afrika. Diese Fotografien dokumentieren die von der Schweiz ausgehenden Kontakte zum kolonialen Afrika. In schweizerischen Archiven werden neben Fotografien von Forschenden, Händlern und Reisenden vor allem umfassende Bestände aus dem Bereich der Missionsfotografie aufbewahrt.
Institutionen, Vereinigungen und Privatpersonen, die kein eigenes Archiv führen, übergeben ihre Fotografien meist grösseren Archiven zur langfristigen Aufbewahrung. Daher beherbergen auch Kantons- oder Stadtarchiven Fotobestände oder Nachlässe mit einzelnen Fotografien aus Afrika.

Titelseite: Kolonie und Heimat in Wort und Bild, Organ des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft, Nr. 1, Jahrgang 3 (1909). Online: Internet Archive, [Stand: 18.3.2014].

Historische Fotografien aus Afrika sind nicht nur in Archiven, sondern auch in Publikationen zu finden. Ab den 1890er Jahren ermöglichten neue mechanische Druckverfahren die Reproduktion von Fotografien und mit dem Aufkommen der illustrierten Zeitschriften erreichten die Fotografien die breite Öffentlichkeit. In ethnografischen Bildbänden, wissenschaftlichen Zeitschriften, Missionsbroschüren, Kolonialzeitungen und Reiseberichten diente die Fotografie vermehrt zur Illustration, Propaganda und Dokumentation.
Mit den wachsenden Fotosammlungen und den um die Jahrhundertwende entstandenen Bildagenturen erweiterte sich das Angebot verfügbarer Bilder, die in Publikationen verwendet wurden.
In Publikationen veröffentlichte Fotografien sind oft einfacher zugänglich als archivierte Negative und Abzüge. Zudem sind sie meist von einem schriftlichen Kontext umgeben und mit einer Bildlegende versehen, die wichtige Informationen zur Entstehung und dem Inhalt der Fotografie liefern. Allerdings zeigen Fotografien, die mehrfach und in unterschiedlichen Zusammenhängen publiziert worden, dass eine kritische Quellenanalyse in jedem Fall nötig ist.
Diese Publikationen sind in Bibliotheken und immer häufiger auch in einer digitalisierten Version im Internet erhältlich. Auf retro.seals.ch sind beispielsweise zahlreiche wissenschaftliche Zeitschriften, die retrodigitalisiert wurden, online verfügbar. Ebenfalls digital zugänglich sind zahlreiche Werke der Deutschen Kolonialbibliothek, die Bestände mehrerer ehemaliger Kolonialverbände umfasst.

Die Zeitschrift «Kolonie und Heimat in Wort und Bild» war nur eine von vielen deutschen Kolonialzeitschriften. Sie erschien seit 1907 als Organ des Frauenbundes der deutschen Kolonialgesellschaft.

Ramseyer, Friedrich August Louis: «Unsere Mädchen am Haarputz», Abetifi (Ghana) 1888-1896, BM Archives, Reference: QD-30.041.0023. Online: BM Archives, [Stand: 9.3.2014].

Nicht alle historischen Fotografien aus Afrika werden frei zugänglich in einem Archiv aufbewahrt oder können einer Publikation entnommen werden. Einige Sammlungen befinden sich auch in privaten Händen. Neben bekannten Privatarchiven und Sammlungen gibt es viele unbekannte Bestände und es verstauben auch immer noch sprichwörtlich Schätze auf dem Dachboden. Für die Forschung lohnt es sich durchaus, im eigenen Umfeld nach Fotoalben zu suchen…
An Fotografien, die für den privaten Gebrauch aufgenommen und aufgehoben worden sind, hängen besondere Erinnerungen. Manchmal erschliessen sie auch besondere private Momente und lassen eine familiäre Nähe zum Beispiel zwischen den Familien der Missionare und Kolonialbeamten und ihren afrikanischen Angestellten und Freunden erkennen.
Bei privaten Beständen sollte die Aufbewahrungsweise ganz besonders beachtet werden: Private Fotografien begleiten oft Briefe, Tagebücher und persönliche Notizen oder sind in besonderer Weise in Fotoalben angeordnet und beschriftet. Auch so werden viele Informationen über die Abgebildeten und den Entstehungszusammenhang der Fotografien mitgeliefert.
Einige private Sammlungen wurden von ihren Eigentümern oder deren Nachfahren als Nachlass einem Archiv übergeben.

Diese Fotografie stammt aus einem Album der Familie Ramseyer, das von den Nachfahren an die Basler Mission übergeben und anschliessend online verfügbar gemacht wurde.