Thuner Missivenbestand, Chirograph
Die Transkription lautet:
[Schu]theiss und rat - Cristan [Fugellin]
Wir, der schultheis und der rát der statt Thun, erkennen uns offenlich in disem briefe,
als denne wir in namen unsers obren spitales eines ufrechten redlichen kauffes
Cristan Fugellin und sinen erben, unßerm ratzgesellen Appembergs seligen erben, reben mit
dem trüle und mit aller ir zuogehörden umb hundert guot Rinsch guldin, und darvon
ierlich er oder sin erben dem benempten unßerm obren spitale zuo einem gerechten zinse geben
sol, nemlich funff guldin oder muntz darfur, als die löifflichen sind, und den ierlichen
dem benempten unßerm spitale weren uff ze sant Andres tage acht tagen vor oder
nach ungevarlich ane verzichen und ane widerede.
Kennzeichnend für die gotische Kursivschrift ist die Schlingenbildung an der Oberlänge der Buchstaben b, d, k, l; die kurzschäftigen Buchstaben n, u, v und i sind als Zickzacklinien schwer zu unterscheiden. Auch das r ist nicht immer eindeutig zu lesen. Als Besonderheit werden einige dieser schwer lesbaren Buchstaben (siehe i, w, u) am Anfang eines Wortes oft mit Schlaufe geschrieben. Am Wortende hat sich das runde Schluss-s durchgesetzt. Gotische Kursivschriften sind besonders reich an Abkürzungen.
Untersucht man das Chirograph inhaltlich, ist nicht umgehend klar, worin das Geschäft besteht, das verhandelt wird, und wie sich die beteiligten Parteinen genau zusammensetzen. Bei genauerer Analyse wird aber klar, dass der Schultheiss und Rat der Stadt Thun im Namen des oberen Spitals eine Grundstückübertragung an Christian Vögeli bestätigen.