Frühneuzeitliche Quellen aus dem Staatsarchiv Zürich
Die «Leichtfertigkeit» einer Köchin
Liebesgeschichten aus dem Jahr 1668: Der Blick ins «Blaue Register» – Erklärung
Geschichten um Liebe sind ein interessanter historischer Stoff: Wenn Gefühle auf gesellschaftliche Wertvorstellungen und staatliche Strukturen treffen, entstehen vielseitige Quellen. Die frühneuzeitliche Obrigkeit interessiert Liebe im Brennpunkt gebotener Regeln und gefürchteter Verhaltensweisen. Deshalb findest Du «Liebesgeschichten» im Zürcher Staatsarchiv unter dem Schlagwort «Leichtfertigkeiten» registriert. Unter diesem Lemma führt das «Blaue Register» zahllose Vergehen auf, die in acht Klassen geordnet sind.
Hier siehst Du eine Seite aus dem zweiten Band des «Blauen Registers» zum Buchstaben «L». Aufgeführt sind «Leichtfertigkeiten» aus den Jahren 1664–1668 (solche verzeichnet auch der erste «L»-Band, zum Teil mit den gleichen Fällen, offenbar wurden gleichzeitig zwei Register zu «L» angelegt).
Notiert sind hier Liebesfälle aus der zweiten Klasse von «Leichtfertigkeiten» (= «unzüchtige aufführung von mancherley arth ärgerlicher zusammenkönften»): Das sind Fälle, die Dich dem normalen Liebesalltag von früher vermutlich näher bringen als schwerwiegende «Leichtfertigkeiten» wie «Blutschande» oder «Nothzwang». In der Quellenarbeit wirst Du allerdings prüfen müssen, ob sich diese Vorannahme bestätigt – denn trennscharf sind die Begrifflichkeiten von früher nicht und sie bedeuten nicht zwangsläufig das, was Du Dir heute darunter vorstellst.