Frühneuzeitliche Quellen aus dem Staatsarchiv Zürich
Die «Leichtfertigkeit» einer Köchin
Das weitere Schicksal von Margareth Bischoff: Rekonstruktion ihrer Biographie – Ergebnis
Im Archivplan wirst Du also für den Zeitraum 1617-1703 auf die Signatur «E III 34.2 Tauf-, Ehe- und Totenregister» verwiesen. Vielleicht gibt es hier einen Hinweis auf Margareth Bischoff, auf ihre Geburt, ihre Familie, ihr Kind oder ihren Tod...
Mit Hilfe personenbezogener Quellen allein wirst Du das Leben der Margareth Bischoff aber sowieso nie ganz erschliessen können. Ihre und andere «Leichtfertigkeiten» lassen sich nur im Kontext des Zürcher Liebeslebens verstehen.
Was aber gäbe es zu tun, um den Fall der Köchin als exemplarisch oder als aussergewöhnlich für ihre Zeit zu begreifen? Du könntest das Verhalten der Köchin mit anderen «Leichtfertigkeiten» aus der Klasse 2, aber auch mit schwerwiegenderen Liebesvergehen vergleichen. Ist die Liebe Margareth Bischoffs die Prostitution einer armen Köchin oder die freie Liebeswahl einer ungebundenen Frau? Dazu müsstest Du mehr zum Liebesverhalten von Frauen und unverheirateten Handwerksgesellen im alten Zürich wissen, zu Wirtshäusern als Vergnügungsorten, zur Kontrolle der Intimität. Zudem wäre es auch nötig, Margareth Bischoffs Aussagen, die in einer Zwangssituation entstehen, kritisch zu prüfen, indem Du sie mit freiwilligen Aussagen zum Liebesverhalten von damals vergleichst.
All dies bedeutet neue Recherche- und Lektürearbeit. Du tust also gut daran, Dich auch im Fall von Margareth Bischoff auf wenige, dafür systematisch zu klärende Punkte zu konzentrieren. Diese kluge Begrenzung ist noch bei jeder historischen Arbeit nötig, willst Du nicht in vielen Quellen leichtfertig untergehen.