Frühneuzeitliche Quellen aus dem Staatsarchiv Zürich
Die «Leichtfertigkeit» einer Köchin
Der Pfarrer Lavater soll Margareth Bischoff mit allen Mitteln nach Zürich bringen, ausser es besteht die Gefahr einer Geburt unterwegs. In diesem Fall soll die Schwangere in Gachnang oder Ellikon unter Hausarrest gestellt werden. Bei einer Flucht Bischoffs in die Gemeine Herrschaft Thurgau ist Lavater wiederum angehalten, Zürich Bericht zu erstatten.
Weshalb ist die uneheliche Schwangerschaft einer Frau im frühneuzeitlichen Zürich ein Skandal? Für das Ehegericht ist neben moralischen Bedenken die Frage des Unterhalts entscheidend: Unehelichen Müttern droht die Armut, die Obrigkeit aber will vermeiden, diese zu unterstützen. Deshalb sucht sie mit Nachdruck nach einem Vater, der für den Unterhalt aufkommt, kurz: Sie interessiert sich für alle männlichen Bekanntschaften der Köchin, unter denen der Kindsvater vorkommen könnte.
Nach ihrer Überführung nach Zürich Anfang Februar 1668 wird Margareth Bischoff im Spital Oetenbach inhaftiert, in einem umgenutzten, ehemaligen Dominikanerinnenkloster. Hier wird sie ein erstes Mal befragt (diese Verhöre durch das Ehegericht sind nicht überliefert), bevor im April die Kundschaften entstehen, die Du kennst.
Margareth Bischoff vor dem Zürcher Ehegericht – Ergebnis
La Transkription est:
Im fahl aber es, wegen besorgknuß, daß sy uf der straß geberen müßte, nit mehr müglich, sy allhero ze bringen, wollind ihrTraduction:
verschaffen, daß sy an ihrem orth ernstlich verwarhet werde, daß sy nit
etwan sich darvon und hinweg begebe.
Falls es aber nicht möglich sein sollte, Margareth Bischoff nach Zürich zu bringen, weil sie auf der Strasse gebären könnte, sollt Ihr dafür sorgen, dass die Angeklagte an ihrem Ort genau verwahrt wird, damit sie nicht flieht.
Ausschnitt aus dem Brief an Pfarrer Hans Jacob Lavater in Gachnang, 30. Januar 1668, «Urthel-Buch des Eegrichts der Statt Zürich», StAZH, YY 1 159, S. 28 f.: Transkription und neuhochdeutsche Übersetzung