Kartular

Schriften aus dem 14. Jahrhundert

Königin Elisabeth präsentiert als Stifterin das Kloster Königsfelden

Bild: Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Cod. 8614*, fol. 233.

Ein Buch im Andenken an eine Stifterin – Schluss

Gratulation zu Deinem Durchhaltewillen und zum Abschluss dieser Archivübung! Du hast mit den verschiedenen Teilaufgaben einen Einblick in das erste Königsfelder Kopialbuch erhalten. Eine weitergehende Analyse würde sich nun beispielsweise noch mit einem Vergleich von «Originalurkunden» und den jeweiligen Abschriften befassen, wobei analysiert würde, ob es in den beiden Texten Unterschiede gibt. Zudem könnte erläutert werden, wie sich das erste Kopialbuch in die Reihe der ihm nachfolgenden einfügt. Zu klären wären dabei unter anderem folgende Fragen: Was wurde von Buch zu Buch verändert? Was wurde beibehalten?

Eine weiterführende Studie sollte auch nach Zeugnissen suchen, die eine effektive Verwendung des Buches zeigen. Solche Nutzungsbelege sind aber ausgesprochen selten. Mehrheitlich sind es Streichungen und Löschungen, wie die soeben gezeigte, die Hinweise für die Konsultation eines Codex liefern können.

Bereits die schnelle Betrachtung in dieser Übung hat aber gezeigt, wo die Schwerpunkte beim Anlegen des Dokumentes gesetzt wurden. So ist das Buch zuallererst eine Widmung an die Stifterin Elisabeth, deshalb steht ihr Stiftungsbrief auch am Anfang des Werks. Darauf folgen spezifische Belegsdokumente zu darin erwähnten Gütern. Dies zeigt: Der Codex soll neben der Memorialfunktion auch als Verwaltungsdokument dienen, das helfen kann, Nachweise zum Besitz zu liefern. Ebenfalls diesem Verwaltungselement zuzurechnen sind die Klosterregeln und Informationen zu Jahrzeiten, die im zweiten Teil dieser Übung zum Vorschein gekommen sind. Sie haben selbstverständlich jedoch auch einen Memorialcharakter. So ist klar, dass sich Agnes als zweite «Inhaberin» des Klosters mit diesem Dokument ein Denkmal setzen wollte, um der Nachwelt in Erinnerung zu bleiben. Das Kopiar ist insofern ein multi- beziehungsweise doppelfunktionales Buch: Es dient sowohl dem Andenken als auch der Administration. Solche Doppelrollen sind bei vielen Kartularen zu beobachten.